Therapeutisches Reiten und Reittherapie

 

Immer wieder sorgen die Begriffe "Reittherapie" und "Therapeutisches Reiten für Verwirrung. Immer wieder gibt es Streit um den einzig wahren und richtigen Begriff für praktisch ein und dieselbe Sache. Dabei ist es doch eigentlich ganz einfach: das Adjektiv bezeichnet immer das "Wie" und das Substantiv das "Wer" oder "Was". "Therapeutisches Reiten" beschreibt also die Art wie geritten wird und "Reittherapie" die Therapieform - oder? Letztendlich beschreiben beide Begriffe ein und dieselbe Sache und somit können sie auch nach Belieben verwendet werden.

 

Unter dem Oberbegriff "Therapeutisches Reiten" werden nun also landläufig das heilpädagogische Reiten  für verhaltensauffällige Kinder und die Hippotherapie, als Form der Krankengymnastik, zusammengefasst. Das "Behindertenreiten" ist hingegen eine Sportart und keine Therapie. 

 

Hippotherapie

Hippotherapie ist eine krankengymnastische Behandlung auf neurophysiologischer Grundlage mit und auf dem Pferd. Therapeutisch wirksam sind die dreidimensionalen Schwingungsimpulse, die vom Pferderücken in der Gangart Schritt auf den Patienten einwirken. Dabei werden Lockerung der Muskulatur, spezielles Training der Haltungs- und Stützreaktionen, Koordinationsfähigkeit sowie eine Beeinflussung der Sensomotorik erreicht.
Es wird fast ausschließlich die Gangart Schritt eingesetzt. Diese Gangart ist therapeutisch besonders wertvoll, da die vom Pferd ausgehenden Impulse nahezu identisch sind mit denen der Gehbewegung des Menschen. Die gesamte Muskulatur wird in gangtypischer Weise angeregt.

 

Heilpädagogisches Reiten 

Hierbei handelt es sich um eine pädagogische Behandlungsform, durch die ebenfalls über das Pferd positive Verhaltensänderungen eingeleitet und erzielt werden.

Dabei steht nicht die reiterliche Ausbildung im Vordergrund, sondern die individuelle Förderung, d. h. vor allem die günstige Beeinflussung des Verhaltens und Befindens. Im Umgang mit dem Pferd wird der Mensch ganzheitlich angesprochen: körperlich, emotional-geistig und sozial. Ängste und Verunsicherungen werden abgebaut, vertrauen und Selbstwertgefühl wachsen, reale Selbsteinschätzung wird erlernt, Konzentration trainiert und sensomotorische Entwicklung gefördert. Für die Sozialentwicklung werden Beziehungen zum Partner und kooperatives Verhalten geschult, Aggressionen und Reize lernt der Mensch im Umgang mit dem Pferd, beim Pflegen und Füttern, bei der Mithilfe im Stall und beim Reiten selbst zu steuern.

Die medizinischen, pädagogischen und psychologischen Wirkungsweisen reittherapeutischer Maßnahmen sind jedoch viel weitreichender. Froschreiten verbindet die Reittherapie zusätzlich mit Maßnahmen der Physiotherapie, Psychologie, Psychomotorik, sensorischen Integration etc. Die Zielgruppen erstrecken sich von Kindern bis zum Erwachsenen, vom Entspannung Suchenden bis zum psychisch belasteten oder körperlich Behinderten. Der Mensch, egal welche Einschränkung er hat, profitiert von dem bedingungslosen Getragenwerden auf dem Pferderücken.